Ich möchte euch heute auch von einem Konzert erzählen, das
ich besucht habe, auch wenn Konzertberichte immer so eine Sache sind, da sie
dem Erlebten und was man dabei gesehen, gehört und gefühlt hat nie gerecht
werden können. Egal.
Es war Sonntag, 18.11.2012. Ich war mittags noch bei einer
Kommilitonin zum Birthday-Barbie am Shelly Beach eingeladen und machte mich
danach mit meinem Mitbewohner Thomas auf den Weg Richtung City. Wir waren noch
bisschen früh dran und tranken noch ein gemütliches Bier in der Opera Bar. Ja,
es hat schon was, bei strahlendem Sonnenschein am Sydney Harbor in einer Bar
direkt vor der Oper zu sitzen, mit Blick auf den Hafen und die Harbor Bridge
und ein Bier zu trinken, auch wenn selbiges $9,50 kostet (nein, ich will euch nicht
neidisch machen). Danach setzten wir uns in den Bus und fuhren damit ans Allianz
Stadium wo wir uns mit noch vier Freunden trafen.
Heute spielt hier Coldplay und man ich war saumäßig heiß
drauf, aber nicht wirklich darauf gefasst, was mich erwarten sollte. Es war für
mich auch das erste Mal seit 8 Jahren, dass ich mir ein Konzert im Sitzen
anschaue, denn die Stehplätze waren zu dem Zeitpunkt an dem wir die Karten
bestellten schon ausverkauft und das war immerhin schon irgendwann im Juni,
noch in Deutschland. Unsere Plätze waren trotzdem recht gut und wir hatten
einen guten Blick auf das beeindruckende, außergewöhnliche Bühnenset und die
Crowd. Einlass war bereits um 17.30 Uhr, am Eingang bekam jeder noch ein
Coldplay-Armbändchen in die Hand gedrückt und auf einer riesigen Leinwand
hinter der Bühne wurde darauf aufmerksam gemacht, dass man sich das ans
Handgelenk machen soll, da es ein Teil der Show sei. Um ca. 18 Uhr startete die
Vorband Pierces, gefolgt von The Temper Trap, die ich beide nicht für weiter
erwähnenswert halte. Musikalisch gut, aber zumindest beim ersten Mal Hören zu
beliebig.
Als die Sonne dann untergegangen war, wurden die Stadionscheinwerfer
ausgeschaltet. Das Konzert begann dezent mit dem Intro von Mylo Xyloto, noch
war alles dunkel. Ganz plötzlich fangen 50.000 Armbänder an zu leuchten, auf
der Bühne werden Feuerwerke in die Luft geschossen, Chris Martin, Jonny
Buckland, Will Champion und Guy Berryman stehen wie aus dem Nichts auf der Bühne,
hauen Hurts Like Heaven raus und oh man Worte können nicht beschreiben was in
diesem Moment im Allianz Stadium abging. Hinterher schicken sie direkt In My
Place, mit einer unglaublichen Spielfreude und musikalischer Brillanz, dass man
das schon gar nicht mehr glauben mag, was man da hört und sieht, Coldplay fackeln
innerhalb der ersten zwei Songs mal schnell das gesamte, rappelvolle Stadion ab
und Chris Martin rennt und springt auf der Bühne herum ohne auch nur einen Ton
zu verhauen und glaubt mir, es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn 50.000
Menschen den Chorus von In My Place singen und im gleichen Moment eine
Lightshow abgeht, wie sie seines gleichen sucht.
Schnell ist klar, wir sind hier in einer perfekt
inszenierten Rockshow gelandet. Im weiteren Verlauf spielen Coldplay einige Songs aus der Mylo Xyloto Platte (die
ich jedem übrigens nur ans Herz legen kann), aber auch einige Klassiker, wie
Yellow (wundervoll "YOU KNOW I LOVE YOU SO!"), The Scientist, God Put a Smile Upon Your Face etc. Alles so authentisch
und spielfreudig, da sei ihnen auch verziehen, dass bei Princess of China der
Rihanna-Part vom Band eingespielt wird. Klar kann man sich fragen, wie viel
Leidenschaft nach ca. 80 Shows allein in 2012 und natürlich extrem viel mehr
insgesamt, noch echt ist und wie viel einfach nur zum Job gehört den man abliefern
muss. Aber ehrlich gesagt ich will’s nicht wissen und es ist mir auch egal, es
ist ein klasse Konzert, das ist was zählt.
Als die
Band dann zu Warning Sign kommt, erzählt Chris Martin, der für mich einer der
charismatischsten und sympathischsten Frontmänner ist, die ich je erlebt habe: „We walked through the streets of Sydney,
feeling like a billion Dollar, when a little boy came up to me and said: You
guys are pretty good, but you’re not as good as Angus Stone. And we suddenly
felt like two Dollars again. I don’t know who Angus Stone is, I’ve never heard
of him, I have to look this up, but I dedicate the next song to Angus Stone. It’s
called Warning Sign.”
Nach Warning Sign spielt die ehemalige Studentenband noch
ein paar Songs, darunter auch Viva La Vida, Charlie Brown und mit Paradise den
vorerst letzten Song.
Die Lichter gehen aus für ein paar Minuten, das Publikum
schreit sich die Seelen aus dem Leib, Chris Martin steht plötzlich auf der
anderen Seite des Stadions auf einer Minibühne, alleine mit Akustikgitarre und
stimmt Us Against the World an. Nach und nach kommen die restlichen
Bandmitglieder auf die Bühne, zocken noch Speed of Sound und ich glaube Talk im
kleinen Set (Gitarre(n), Klavier, Bass) und laufen dann einmal quer durch’s Stadion
zurück auf die Main Stage wo’s mit Clocks weitergeht. Schließlich setzt sich
Chris Martin ein letztes Mal ans Klavier, und spielt (meinen Lieblingssong von
Coldplay) Fix You. Ich kann euch eines sagen, es läuft einem wirklich eiskalt
den Rücken runter wenn ein komplettes Stadion zusammen „Lights will guide you
home and ignite your bones and i will try to fix you“ singt, das ist so schön
und für mich definitiv einer der zahlreichen Höhepunkte des Abends. Mit dem
letzten Song - Every Teardrop is a Waterfall - ziehen auch die Licht-PA Leute
nochmal alle Register inklusive Feuerwerk und Armbänder. So plötzlich wie das
Konzert begonnen hat, so schnell war es auch wieder vorbei.
Was bleibt ist ein Konzert, das ich vermutlich nie wieder vergessen werde, die Gewissheit, dass man diese Band auch auf eine winzige Bühne in einem abgefuckten Pub stellen könnte und es immer noch ein großartiges Konzert werden würde und die Hoffnung, die man hat, wenn man sieht was aus so einer kleinen Studentenband werden kann.
Ganz viel Liebe
und Musik,
David
PS: Wie ihr euch denken könnt, kann ich euch nur wärmstens
empfehlen Coldplay mal Live anzuschauen, wenn ihr die Möglichkeit dazu habt,
KOSTE ES WAS ES WOLLE!
PPS: Wenn ihr nicht die Möglichkeit dazu haben solltet, gibt es Colplay Live 2012 auch
für zu Hause und zwar in Form eines Konzertfilmes: https://itunes.apple.com/de/movie/coldplay-live-2012/id572257856
Hab mir schon die ersten paar Minuten angeschaut und das ist schon ziemlich
gut, wenn es natürlich auch an das echte Live nicht rankommt. Ein Vorgeschmack
könnt ihr euch hier http://www.coldplaylive.com.au/
für umsonst holen.
PPPS: Hab nur wenige Bilder gemacht und die mit dem iPhone,
also sorry für die poplige Qualität.
PPPPS: Danke für’s Lesen!
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